Optionsgewinne in Aktiengewinne umwandeln
Rechtlicher Hinweis:
Die in diesem Artikel vorgestellte Strategie ist eine theoretische Überlegung und dient ausschließlich informativen Zwecken. Sie stellt keine Handlungsempfehlung dar. Ich übernehme keine Garantie für die Wirksamkeit der Strategie oder den beschriebenen Erfolg. Im Zweifelsfall konsultiere bitte einen Steuerberater.
Warum Aktienverluste ein Problem sind
In Deutschland ist es leider nicht möglich, Aktienverluste mit Optionsgewinnen zu verrechnen, was viele Trader als unfaire Steuerbelastung empfinden. Um diesem Problem zu begegnen, habe ich eine Strategie entwickelt.
Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Es ist Mitte November, und nach einer Analyse ergibt sich eine vereinfachte Bilanz:
- Aktien: -2.000 €
- Optionen: +6.000 €
- Gesamtsaldo: +4.000 €
Obwohl du nur 4.000 € im Plus bist, zahlst du Steuern auf 6.000 € Gewinn – ein klarer Nachteil, wenn Aktiengewinne fehlen und die Verluste nicht zeitnah ausgeglichen werden können. Die Lösung: Eine Strategie, die Aktiengewinne gezielt herbeiführt und Optionsgewinne reduziert.
So können Optionsgewinne in Aktiengewinne umgewandelt werden
Eine Aktie kann sich bekanntlich nur in drei Richtungen bewegen: nach oben, nach unten oder seitwärts. Während die genaue Kursbewegung unbekannt ist, wissen wir, dass Long-Optionen beim Ausüben mit Aktienpositionen verrechnet werden. Mit einer gezielten Strategie lassen sich sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsbewegungen nutzen:
- Wähle eine stark volatile Aktie.
- Kaufe einen Call und einen Put mit weit im Geld liegenden Strikes. Die Laufzeit sollte relativ gering sein (etwa 15 - 30 Tage). Ziel ist ein minimaler Zeitwert der Optionen, um optimal von Kursbewegungen zu profitieren.
- Verkaufe einen Call und einen Put mit den gleichen Strikes, wobei der Short Call beim Strike des Long Puts liegt und der Short Put beim Strike des Long Calls.
Die folgende Abbildung zeigt einen beispielhaften Trade.
Quelle: https://optionstrat.com/
Für diesen Trade habe ich AMD gewählt, da die Aktie oft stark schwankt. Mit Strikes um $30 - $35 im Geld verursacht der Trade einen kalkulierten Verlust von $8 – sozusagen der Preis für diese Strategie, wobei das tatsächliche Ergebnis der Strategie nicht vorhergesagt werden kann. Je dichter am Laufzeitende die Strategie beendet wird, desto geringer ist der Verlust.
Positionen und Prämien:
- Long Call, Strike $50: -$3.168
- Long Put, Strike $115: -$3.363
- Short Put, Strike $50: +$14
- Short Call, Strike $115: +$9
Die Strategie wird fortgesetzt, indem man auf eine signifikante Kursbewegung der Aktie wartet. Eine der Long-Positionen wird dadurch profitabel, während die andere einen Verlust erzielt. Die gewinnende Option wird ausgeübt, wodurch die Aktienposition (long oder short) übernommen wird, wobei die gezahlte Optionsprämie zu den Anschaffungskosten der Aktie zählt. Anschließend werden alle verbleibenden Optionspositionen sowie die soeben eröffnete Aktienposition geschlossen.
Im Beispiel stieg AMD innerhalb von 17 Tagen auf $103,90. Der Long Call wurde ausgeübt und die übrigen Optionen zum Marktpreis geschlossen.
Positionen und Prämien:
- Long Call, Strike $50: +$0 (wird ausgeübt)
- Long Put, Strike $115: +$1.185
- Short Put, Strike $50: -$1
- Short Call, Strike $115: -$85
Durch das Ausüben der Call-Option und das anschließende Schließen der Aktienposition ergibt sich ein Aktiengewinn von $2.222, während das Glattstellen der übrigen Optionen zu einem Verlust von $2.241 führt.
Zwischenbilanz in Euro (bei 1:1 Umrechnung):
- Aktien: +222 €
- Optionen: 3.759 €
- Gesamtsaldo: 3.981 €
Dank dieser Strategie beträgt der steuerpflichtige Jahresgewinn nur noch 3.981 €, da nun keine unberücksichtigten Verluste mehr vorliegen. Dadurch ist der Nettoertrag nach Steuern höher als in der Ausgangssituation, obwohl die Strategie einen Verlust in Höhe von $19 verursacht hat.
Viel Kapital wird benötigt
Diese Strategie kann theoretisch beliebig oft wiederholt werden, um den gewünschten Aktiengewinn zu erzielen. Allerdings bindet der Trade je nach Strike-Tiefe viel Kapital. Bei einer Margin-Finanzierung könnten die Zinsen den erzielten Vorteil aufheben. Zudem erzeugt der Trade in der Regel einen Verlust aus Termingeschäften. Hier bleibt abzuwarten, ob die 20.000€-Verlustverrechnungsgrenze tatsächlich abgeschafft wird und was danach für Regeln gelten.