Warum diese Auswertung notwendig ist

In diesem Artikel erfährst du, warum die von mir angebotene Auswertung überhaupt notwendig ist.

Disclaimer: In diesem Artikel stelle ich ausschließlich mein eigenes Verständnis dar. Ich garantiere nicht, dass der Inhalt korrekt ist. Es handelt sich ausdrücklich nicht um eine Handlungsempfehlung oder Beratung jeglicher Hinsicht.

Viele fragen sich, warum die Auswertung überhaupt notwendig ist, wenn doch von Interactive Brokers ein Reporting angeboten wird. Meiner Ansicht nach ist die Auswertung von IB allerdings falsch, was in vielen Fällen sogar einen Nachteil für dich bedeuten könnte. Das möchte ich an zwei Szenarien im Folgenden erläutern.

Szenario 1

Start: Das Szenario beginnt mit der Einzahlung von 1.000€ auf das Konto.

EUR-Konto: 1.000,00€
USD-Konto: $0,00
Fx-G/V: 0,00€
Aktien-G/V: 0,00€ 



Währungstausch: Im ersten Schritt werden EUR in $1000 eingetauscht.

Wechselkurs: 1€ = $1,10

EUR-Konto: 90,91€
USD-Konto: $1.000,00

Fx-G/V: 0,00€
Aktien-G/V: 0,00€

Der Kaufkurs der $1.000 beträgt damit 1.000 / 1,1 = 909,09€



Aktienkauf: Im zweiten Schritt werden Aktien für $1.000 gekauft. Der USD ist in der Zwischenzeit schwächer geworden.
 

Wechselkurs: 1€ = $1,20

EUR-Konto: 90,91€
USD-Konto: $0,00

Fx-G/V: -75,76€
Aktien-G/V: 0,00€

Dieser Schritt wird als Veräußerung der zuvor eingetauschten USD betrachtet. Der Verkaufspreis der $1.000 USD beträgt 1.000 / 1,2 = 833,33€. Daraus ergibt sich ein erster Forex-Verlust in Höhe von 833,33€ - 909,09€ = -75,76€.
Der Kaufpreis der Aktien liegt bei 1.000 / 1,2 = 833,33€.


Aktienverkauf: Im dritten Schritt werden die Aktien mit Gewinn für $1.200 verkauft. Der USD ist in der Zwischenzeit noch schwächer geworden.

Wechselkurs: 1€ = $1,30

EUR-Konto: 90,91€
USD-Konto: $1.200,00

Fx-G/V: -75,76€
Aktien-G/V: 89,74€

Der Verkaufspreis der Aktien liegt bei 1.200 / 1,3 = 923,08€. Damit ergibt sich ein Aktiengewinn in Höhe von 923,08€ - 833,33€ = 89,74€.
Das "Eintauschen" der Aktien gegen USD wird als Anschaffung von $1.200 betrachtet. Der Kaufpreis beträgt 1.200 / 1,3 = 923,08€.

Währungstausch: Im letzten Schritt werden die USD zurück in EUR getauscht. Der USD ist noch schwächer geworden.
 

Wechselkurs: 1€ = $1,40

EUR-Konto: 948,05€
USD-Konto: $0,00

Fx-G/V: -141,70€
Aktien-G/V: 89,74€

Der Verkaufspreis der USD beträgt 1.200 /1,4 =  857,14€. Damit ergibt sich ein weiterer Forex-Verlust in Höhe von 65,94€ (857,14€ - 923,08€). Der gesamte Forex-Verlust beträgt damit 141,70€.


Ergebnis: Von ursprünglich 1.000€ sind 948,05€ übrig geblieben, sodass das Szenario in einem Verlust in Höhe von 51,95€ endet. Der Gesamtverlust spiegelt sich exakt im Cash-Bestand wider und ist daher nicht nur eine theoretische Größe.

Die von mir angebotene Auswertung führt die Berechnung des Gewinns und Verlusts genau nach dem hier dargestellten Schema durch. Die Summe aus den Forex-Verlusten und den Aktien-Gewinnen ergibt genau den tatsächlich realisierten Verlust (abgesehen von einem Rundungsfehler in Höhe von 0,01€).

Und was macht IB?
IB mischt verschiedene Varianten für die Auswertung. In der "Übersicht der realisierten und unrealisierten Performance" tauchen die Forex-Verluste genau so auf, wie sie hier dargestellt werden. Allerdings werden die Aktiengewinne anders berechnet. IB verwendet für die Berechnung des Aktiengewinns in EUR ausschließlich den Wechselkurs, der zum Zeitpunkt des Schlusstrades der Aktienposition gültig war. Damit würde sich ein Aktiengewinn in Höhe von:

(1.200 - 1.000) / 1,3 = 153,85€

IB weist einen deutlich höheren Aktiengewinn aus, als tatsächlich realisiert wurde. zusammen mit den Forex-Verlusten ergibt sich ein Gesamtgewinn in Höhe von 12,16€.
Und mal ehrlich... Wer möchte schon bei einem tatsächlichen Verlust in Höhe von fast 52€ einen Gewinn in Höhe von 12€ ausgewiesen bekommen?

Szenario 2

Start: Das Szenario beginnt ebenfalls mit der Einzahlung von 1.000€ auf das Konto.

EUR-Konto: 1.000,00€
USD-Konto: $0,00
Fx-G/V: 0,00€
Aktien-G/V: 0,00€ 



Aktienkauf: Im ersten Schritt werden Aktien für $1.000 gekauft. Die EUR werden nicht in USD getauscht.
 

Wechselkurs: 1€ = $1,30

EUR-Konto: 1.000,00€
USD-Konto: $-1.000,00

Fx-G/V: 0,00€
Aktien-G/V: 0,00€

Dieser Schritt wird als Veräußerung von $1.000 betrachtet. Der Verkaufspreis der $1.000 USD beträgt 1.000 / 1,3 = 769,23€.
Der Kaufpreis der Aktien liegt bei 1.000 / 1,3 =  769,23€.



Aktienverkauf: Im zweiten Schritt werden die Aktien mit Gewinn für $1.200 verkauft. Der USD ist in der Zwischenzeit stärker geworden.

Wechselkurs: 1€ = $1,20

EUR-Konto: 1.000,00€
USD-Konto: $200,00

Fx-G/V: -64,10€
Aktien-G/V: 230,77€

Der Verkaufspreis der Aktien liegt bei 1.200 / 1,2 = 1.000,00€. Damit ergibt sich ein Aktiengewinn in Höhe von 1.000,00 - 769,23€ = 230,77€.
Das "Eintauschen" der Aktien gegen USD wird als Anschaffung von $1.200 betrachtet. Die offene Short-Position des USD wird geschlossen (Kaufpreis 1.000 / 1,2 = 833,33€), womit sich ein Forex-Verlust in Höhe von  833,33€ - 769,23€ = -64,10€. Im Konto verbleiben $200 Cash zum Kaufpreis von 200/1,2 = 166,67€.


Währungstausch: Im letzten Schritt werden die USD zurück in EUR getauscht. Der USD ist noch stärker geworden.
 

Wechselkurs: 1€ = $1,10

EUR-Konto: 1.182,82€
USD-Konto: $0,00

Fx-G/V: -48,95€
Aktien-G/V: 230,77€

Der Verkaufspreis der USD beträgt 200 /1,1 =  181,82 €. Damit ergibt sich ein Forex-Gewinn in Höhe von 181,82€ - 166,67€ = 15,15€. Der gesamte Forex-Verlust beträgt damit 48,95€.


Ergebnis: Aus ursprünglich 1.000€ sind 1.182,82€ geworden, sodass das Szenario mit einem Gewinn in Höhe von 182,82€ endet. Zu beachten ist, dass dieser Gewinn sich auch hier exakt so im Cash-Bestand widerspiegelt und nicht nur eine theoretische Größe ist.

Die von mir angebotene Auswertung führt die Berechnung des Gewinns und Verlusts genau nach dem hier dargestellten Schema durch. Die Summe aus den Forex-Verlusten und den Aktien-Gewinnen ergibt genau den tatsächlich realisierten Gewinn.

Und was macht IB?
Das gleiche wie bei Szenario 1. Die Forex-Verluste werden so berechnet wie hier dargestellt, die Aktiengewinne anhand des Wechselkurses zum Zeitpunkt des Schlusstrades.
Damit würde sich ein Aktiengewinn in Höhe von:

(1.200 - 1.000) / 1,2 = 166,67€

IB weist damit einen deutlich niedrigeren Aktiengewinn aus, als tatsächlich realisiert wurde. zusammen mit den Forex-Verlusten ergibt sich ein Gesamtgewinn in Höhe von 117,72€.
Und wo ist das Problem, fragst du dich? Klar, ein zu niedriger ausgewiesener Gewinn klingt im ersten Moment eigentlich ganz gut. Aber ich denke, man sollte nicht den Grundsatz "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" vergessen. Mir persönlich war das Risiko einfach zu groß, einen eventuell zu niedrigen Gewinn auszuweisen. Aber auch das muss natürlich jeder für sich alleine entscheiden.

Und was ist mit dem informativen Bericht?

Im informativen Bericht werden die Aktiengewinne in den meisten Fällen korrekt berechnet. Dafür gibt es andere Probleme. Ein Beispiel:

Im Jahr 2020 hatte ich insgesamt 13.150,59€ Verluste aus dem Optionshandel. Auf dem informativen Bericht von IB stehen aber 19.893,23€. Gerade in Anbetracht der jetzt gültigen 20.000€ Grenze für die Verlustverrechnung, finde ich, dass diese Differenz eine Katastrophe ist. Der Grund für den Unterschied ist nach meiner Auffassung die Tatsache, dass IB unter anderem jedes Glattstellungsgeschäft einer Short-Option als Verlust einrechnet.

Zum Beispiel habe ich am 27. Februar 2020 einen Put auf AMD mit Strike 60 und Laufzeit bis zum 17. April. 2020 für umgerechnet 1.470,26€ verkauft und am 14. April 2020 für umgerechnet 603,31€ zurück gekauft. Im informativen Bericht taucht aber ein Verlust in Höhe von 603,31€ auf, anstelle eines Gewinns in Höhe von 866,95€. So erreicht man die Verlustgrenze natürlich schnell.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass jedes Jahr ungewiss ist, ob es einen Bericht geben wird und wenn ja, wann dieser erscheinen soll. Forex-Gewinne tauchen nach meinem Verständnis gar nicht auf. Alles in allem ist der informative Bericht meiner Meinung nach einfach nicht zu gebrauchen.

Wie sieht es bei Optionsgeschäften aus?

Hier stimmt der informative Bericht meiner Meinung nach weitestgehend (mit Ausnahme der oben genannten Problematik). Kritisch ist hier allerdings die von vielen verwendete "Übersicht der realisierten und unrealisierten Performance". Insbesondere bei Optionen, die angedient werden, ist die Berechnung fehlerhaft. Ein Beispiel:

Angenommen du verkaufst einen Put mit Strike 100 und nimmst dafür $200 ein. Am Laufzeitende wird die Option ausgeübt und du kaufst 100 Aktien für je $100, also für insgesamt $10.000. Einige Wochen später verkaufst du die Aktien mit Gewinn für insgesamt $11.000. Gewinn und Verlust ergeben sich dabei aus:

Optionsgewinne: $200
Aktiengewinne: $1.000
Gesamt: $1.200

IB verrechnet die Optionsposition allerdings - wie die meisten wissen - mit der Aktienposition sodass sich folgende Werte ergeben:

Optionsgewinne: $0,00
Aktiengewinne: $1.200
Gesamt: $1.200

Viele argumentieren an dieser Stelle damit, dass das kein Problem sei, weil die Gewinne nur in unterschiedlichen Töpfen gelandet sind, das Gesamtergebnis allerdings gleich ist. Das mag an dieser Stelle auch stimmen. Was viele aber auslassen ist das Szenario, wenn die Aktien nicht mit Gewinn sondern mit Verlust verkauft werden.

Angenommen du verkaufst die Aktien für $9.000. Dann ergeben sich die folgenden Werte:

Optionsgewinne: $200
Aktienverluste: $-1.000
Gesamt: $-800

In der Auswertung von IB würde aber folgendes stehen:

Optionsgewinne: $0,00
Aktienverluste: $-800
Gesamt: $-800

Das Gesamtergebnis stimmt wieder überein, allerdings verrechnet IB die Aktienverluste mit den Optionsgewinnen, was bekanntermaßen nicht zulässig ist. Auch hier denke ich wieder an "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" und mir persönlich ist das Risiko einfach zu hoch, die Auswertung von IB zu verwenden.